Dienstag, 12. Februar 2008

burkina und der glaube

ich katholisch...nicht praktizierend, nur auf dem papier. seltene begegnungen zwischen uns 2. hochzeit, todesfall, evtl. weihnachten.
hier werde ich nun mit vielen verschiedenen religionen konfrontiert. viele verschiedene ansichten, viele verschiedene praktiken.
zuerst mal in der schule. einige lehrerInnen sind missionarsgattinen. sie leben schon seit jahrzenten in afrika, oder burkina. normalerweise folgen sie einem 3 jahres rhythmus. 3 jahre mission, 1 jahr usa oder kanada. an der schule glaenzen diese lehrkraefte vorallem durch musikalische begleitungen. meist haben sie ihre gitarre dabei und sie habne ein riesen repertoire an liedern und gemeinschaftsspielen. ihren lohn spenden sie ihrer gemeinschaft.
viele missionarsfamilien schicken ihre kinder zu uns in die schule. sie haben starken sozialen zusammenhalt und sind oft sehr aufgestellt und motiviert.
im tanzunterricht stosse ich dann teilweise an meine grenzen. hip hop ist sehr beliebt. doch viele songs dieses genre haben nun mal nicht immer nur die anstaendigsten woerter in ihren texten. so ist es fuer mich jedes mal eine mission, zuerst die texte im internet suchen, ausdrucken, uebersetzten, dem direktor vorbeibringen, er segnet es ab (sogar er ist teilweise unsicher). der coupe decale ist momentan voll im trend hier. auch diese songtexte sind zum teil nicht ganz "sauber". muessen wir diese afrikanische musik aus unserem zimmer verbannen, weil zuviel "unschickliches" erzaehlt wird (aus meiner sicht alles halb so schlimme geschichten). das sind fragen und momente, die mich woechentlich beschaeftigen. wo sind die grenzen? ich wurde bisher noch nie mit streng glaeubigen konfrontiert.
im zeichenunterricht stellt sich hin und wieder die selbe frage. nikki de saint phalle, eine franco amerikanische kuenstlerin steht auf dem lehrplan. in der schweiz kleisterten wir ihre nanas auf der mittelstufe und oberstufe. nanas, der ausdruck von starker frau, weiblichkeit, grosse brueste, grosser hintern. eigentlich sehr afrikanisch. die anmut und weiblichkeit, die auch afrikanerinnen hier oft ausstrahlen, tagtaeglich in den strassen ouagas zu erblicken.
doch nanas im klassenzimmer sind wiederum nicht fuer alle korrekt. also, alternative bieten. durch all diese erfahrungen lernete ich meine lektionen aus einer ganz anderen sicht planen, versuche vorallem auch vermehrt gewisse werte und ansichten besser zu verstehen.natuerlich gibt es liberalere und strengere familien.
glaube im alltag:
gott ist immer present. die kirchen drucken ihre eigenen pagne und die leute lassen sich dann ihr hemd oder kleid daraus naehen. moscheen an jeder ecke, grosse kirchen mit vorplaetzen so gross wie ein fussballfeld.
wie auch schon erwaehnt dauern die messen hier locker 2 stunden. mangel an glaeubigen? scheint mir nicht der fall. eher zu wenig platz, da sogar die vorplaetze voll sind.
mein boutiquier hat es aufgegeben mich zu fragen, ob ich in der kirche war...
ich glaube aber, dass afrika ohne den starken glaube gar nicht existieren kann. wie oft habe ich schon gehoert: an was sollen wir glauben, wenn nicht an gott? oft gibt es verzweifelte situationen. geld oder andere mittel fehlen um eine loesung zu finden. also hoffen, dass gott hilft, um nicht auch noch den letzten funken hoffnung zu verlieren.
an der coupe d'afrique fiel mir auch wieder auf, wie alle zu ihrem gott beteten. der goalie im tor auf den knien zum himmel schauend. die mannschaft im kreis mit vorbeter. seelenruhig nahmen sie sich diese zeit, um beistand im spiel zu erlangen.
die frage war nur, auf welcher seite wird gott wohl heute stehen?
natuerlich ist dies nur ein kurzer post mit einigen beispielen. es gaebe noch so viel zu schreiben. wie leben die animisten ihren glauben? in burkina leben viele muslime. warum finde ich aber, dass dieser glaube nicht mehr "auffaelt" als andere? fragen ueber fragen....erlebnisse ueber erlebnisse